In diesem Beitrag möchte ich nicht nur eine Art Buchvorstellung wagen, sondern auch gleich eine der wesentlichen Fragen antasten, die mich immer wieder beschäftigt haben. Ich bin ein leidenschaftlicher Spieler - ob es sich nun um Karten, Casino oder sonstige Spiele handelt – mein Interesse ist schnell geweckt. Irgendwann habe ich aber auch begonnen, meine gesunde Neigung zum Spiel zu hinterfragen und mir zu überlegen, warum der Mensch eigentlich spielt. Es ist doch ein ganz und gar seltsame Erscheinung, dass wir gerne spielen. Besonders wenn es nicht um einen bestimmten Einsatz geht – wie ein paar Euro Buy-In am Poker-Stammtisch – ist doch diese Tätigkeit, die ganz und gar Abseits und Autonom gegenüber dem alltäglichen Schaffen steht, für sich genommen schon ein interessantes Phänomen.
Darüber habe ich schon öfters nachgegrübelt und habe auch das ein oder andere Buch gewälzt, um mich dieser Thematik anzunähern. Besonders ein Buch ist dabei aber im Gedächtnis geblieben: „Homo Ludens“ von Johan Huizinga. Wenn ich es richtig verstehe, ist dieses Werk aus dem Jahr 1938 die erste wissenschaftliche Betrachtung des Phänomens des Spiels und ist bis heute eines der für diese Thematik am häufigsten herangezogenen und zitierten Bücher. Huizinga vollführt in diesem Buch eine komplexe kulturhistorische Aufarbeitung des Themas und kommt zu einem hochinteressanten Ergebnis:
Laut Huizinga ist die gesamte Menschliche Kultur aus dem Spiel und vor allem im Spiel entstanden. Angefangen bei verschiedensten sozialen Interaktionen, über Phänomene wie Kunst und Poesie, bis hin zu den Geburtsstätten der modernen Politik – der Philosophie – führt er all diese Erscheinungen auf den Prozess des Spielens zurück. Somit erkennt er schließlich das Spiel an sich in seiner grundlegend kulturschaffenden Funktion.
Ausgehend von dieser spektakulären Theorie kann man natürlich schnell einen ganz anderen Blick auf unser liebevoll gepflegtes Hobby werfen. Darum möchte ich jedem meiner Leser, der sich über die Grenze des Spieltisches hinaus für das Thema interessiert, über dieses Buch ans Herz legen. Man wird danach eine ganz andere Meinung von seinem wöchentlichen Pokerstammtisch haben.
